In Zürich wird derzeit der Bücherverbrennung in Berlin gedacht, die von den Nationalsozialisten vor 90 Jahren, am 10. Mai 1933, veranstaltet wurde. In Erinnerung an die Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Theoretiker, deren Bücher damals vernichtet wurden, findet eine kleine Ausstellung in den Räumlichkeiten der ehemaligen Buchhandlung Dr. Emil Oprecht an der Rämistrasse 5 beim Bellevue statt. Dort hat heute der Verlagszweig Hauser & Wirth Publishers der gleichnamigen internationalen Galerie ihren Sitz.
Als Teil der Ausstellung sind Aufnahmen aus der Serie «Die Bücher» der deutschen Künstlerin Annette Kelm zu sehen, die Umschläge der von den Nazis verbrannten Bücher fotografiert hat. Darunter auch solche aus dem Europa Verlag, den Emil Oprecht und seine Frau Emmie Oprecht 1933 in den Räumlichkeiten an der Rämistrasse gegründet hatten. Ihr Europa Verlag wurde eines der wichtigsten Häuser für antifaschistische Autorinnen und Autoren, die aus Deutschland oder Italien ins Exil fliehen mussten. Ignazio Silones Roman Fontamara erschien ebenso im Verlag der Oprechts wie Alfred Polgars Handbuch eines Kritikers und Bücher von Ernst Bloch, Heinrich Mann, Else Lasker-Schüler, Walter Mehring oder Willy Brandt.
So wurde dieser in den 1930er- und 1940er-Jahren die publizistische Heimat für mehr als hundert Autorinnen und Autoren des Exils. Besonders kritische Titel erschienen im New Yorker Ableger des Europa Verlags, weil auch die Schweizer Zensur die Tätigkeit dieser bedeutenden Kulturzelle des antifaschistischen Widerstands erschwerte.
In der Ausstellung von Hauser & Wirth Publishers mit dem Titel «bücher 1933» sind zahlreiche Veröffentlichungen und Verlagsprogramme des Europa Verlags zu sehen, neben Fotografien und weiteren Dokumenten, die das couragierte Engagement von Emil und Emmie Oprecht würdigen. Ausserdem ist in der Schau, an deren Konzeption auch der Limmat Verlag, Lars Müller Publishers und Scheidegger & Spiess beteiligt waren, eine Auswahl von Büchern aus den genannten Verlagen zu sehen, die sich der künstlerischen Avantgarde widmen, deren Vernichtung sich die Nationalsozialisten zum Ziel setzten. So rückt «bücher 1933» das Buch als wichtiges Medium gegen das Vergessen ins Zentrum.
Anlässlich der Gedenkausstellung hat die Sendung «Kulturplatz» des Schweizer Fernsehens ihre Ausgabe vom 19. April in der ehemaligen Buchhandlung Oprecht moderiert. Schauen Sie die sehenswerte Sendung hier, mit dem Beitrag über die Aktion «bücher 1933» ab Minute 1:00 und einem Interview mit der Historikerin Ute Kröger zum Ehepaar Oprecht und ihrem bedeutsamen antifaschistischen Engagement ab Minute 11:07.
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