Die Magie der Postkarte mag uns heute nostalgisch erscheinen – ein Echo aus vergangenen Zeiten, als es noch keine Smartphones, E-Mails und Emojis gab; als eine schöne Handschrift tatsächlich noch etwas wert war, und man beim Wort Spam bestenfalls an eingemachten Schinken dachte. Doch hinter dieser nostalgischen Aura verbirgt sich auch eine andere Wahrheit: Die Erfindung der Postkarte hat die Werbung revolutioniert. Sie war es, die sich als Werbemittel zum ersten Mal Zutritt in den privaten Raum verschaffte. Zuvor fand Werbung fast ausschliesslich in der Öffentlichkeit statt: auf Plakaten, Litfasssäulen und Häuserwänden, an Telefonmasten, öffentlichen Uhren und Baugerüsten. Selbst an Bäumen und auf Trottoirs wurde geworben. Es gab Werbefahrzeuge, Sandwichmänner und -frauen, Werbung in Kinos, an Bahnhöfen und an Tramhaltestellen. Kurzum: Werbung war überall, aber fast ausschliesslich in der Öffentlichkeit und im städtischen Umfeld zu finden. Zwar gab es auch damals schon Zeitungen mit Anzeigen für Kernseife oder Bratfett, aber die direkte und vor allem persönliche Ansprache gelang erst, als sich die Werbepostkarte durch den Briefschlitz Zutritt ins private Leben verschaffte. Sie hat die Werbung quasi domestiziert.
Text: Caspar Heuss
Unsere Postkartenbücher mit Motiven aus der Sammlung des Alpinen Museums der Schweiz versammeln Hotelfotografien der vormaligen Kunstanstalt Brügger in Meiringen. Diese war auf Auftragsfotografie in den Bereichen Tourismus, Hotellerie und Gastronomie spezialisiert. Die detailreichen Bilder halten touristische Wunschwelten vergangener Jahrzehnte sowie die reiche Hoteltradition der Schweiz fest.
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