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Wegbereiter zeitgenössicher Fotografie

Zum Tod des Bündner Künstlers und Fotografen Hans Danuser

Grauzonen in Forschung und Gesellschaft, erodierende Werte und Lebensgrundlagen: Der Fotograf und Künstler Hans Danuser griff in seinen mehrteiligen, oft über viele Jahre geschaffenen Fotoserien gesellschaftlich brisante, manchmal beängstigende und deshalb oft tabuisierte Themen auf. 1953 in Chur geboren, lebte Hans Danuser nach einem längeren Aufenthalt in New York in Zürich, wo er in seinem Atelier die teils grossformatigen Abzüge seiner mehrheitlich schwarzweissen Fotografien auch vergrösserte; im August 2024 ist er dort überraschend gestorben.

In Werken wie In Vivo (1979–1989), Frozen Embryos (1997–2000) oder Strangled Body (1996–2000) beschäftigte sich Hans Danuser mit pränataler und postmortaler Forschung und Technik. Die Serie Erosion (1991–2003) kreiste um die Stabilität und gleichzeitige Brüchigkeit von Landschaft, Gesellschaft, Ökonomie und Politik. Technisch unzugänglich und daher schwer visualisierbar mögen diese Themen sein, doch Hans Danuser gelang es zu abstrahieren und Bilder von grosser suggestiver Kraft zu schaffen. Seine Bildsprache – präzise, ästhetisch reduziert und kühl – ging weit über den reinen Informationsgehalt hinaus und machte ihn sowohl in der Schweiz wie international zu einem Wegbereiter für die Fotokunst. Von 1988 bis 1999 entstand auch die Serie Partituren und Bilder / Zumthor Project, in der sich Hans Danuser nicht nur intensiv mit Peter Zumthors Bauten auseinandersetzte, sondern auch die damaligen Konventionen der Architekturfotografie sprengte.

Zumthor sehen, 2009 in unserem Verlag erschienen, führt nun bald 40 Jahre später immer noch vor Augen, wie revolutionär Danusers Blick auf Zumthors Kapelle Sogn Benedetg, die Therme Vals oder die Schutzbauten in Chur damals war.

Text: Nadine Olonetzky